Theorie
Im Taekwon-Do gibt es, wie in allen anderen asiatischen Kampfkünsten, bestimmte Regeln, die eingehalten werden müssen. Hier soll ein kurzer Überblick über das nötige Grundwissen über die Regeln und die Theorie gegeben werden. Die Reihenfolge entspricht grob dem notwendigen Wissen für die aufsteigenden Gürtelprüfungen. Da Taekwon-Do eine koreanische Kampfkunst ist, sollten mit der Zeit auch die wichtigsten koreanischen Begriffe (in Klammern hinter den deutschen Begriffen) erlernt werden. Die Theorie hat keine Anspruch auf Vollständigkeit und auf Richtigkeit und Überschneidungen mit der Seite “Taekwon-Do – Was ist das?” sind möglich. Diese Seite soll Anfängern einen groben Überblick über die nötigen Kenntnisse für die ersten Prüfungen geben.
Grundlage für alles weitere ist das Wissen um korrektes Verhalten im Trainingsraum (Dojang) (dazu gehören im weitesten Sinne beispielsweise auch die Umkleiden und Geräteräume), die so genannte “Dojang-Etikette”. Vieles davon sollte sowieso schon selbstverständlich sein im zwischenmenschlichen Umgang, auch außerhalb des Trainings.
- In den Umkleideräumen wird nicht gestritten, geschlagen oder ähnliches.
- Trainiert wird grundsätzlich im (sauberen!!!) Taekwon-Do Anzug (Dobok) mit dem der Graduierung entsprechenden Gürtel (Ty), sofern nichts anderes erlaubt wird. Für Anfänger reicht aber auch erst einmal bequeme Trainingskleidung.
- Das korrekte Binden des Gürtels
- Trainiert wird mit sauberen Füßen sowie kurzen Finger- und Fußnägeln.
- Beim Betreten und Verlassen des Trainingsraumes erfolgt eine Verbeugung (ca. 15°), mehr dazu später.
- Das Aufstellen der Schüler erfolgt, vom Meister / Trainer aus gesehen, so, dass vorne links der höchstgraduierte Schüler steht, alle anderen Schüler stellen sich ihrer Graduierung folgend, von hoch nach niedrig, auf. Am Ende einer Reihe angekommen, wird die nächste Reihe begonnen und jeder ab der zweiten Reihe hat einen Vordermann.
- Zu Beginn und am Ende des Trainings werden, falls vorhanden, zuerst die Nationalflaggen von Deutschland und Korea angegrüßt, anschließend grüßt der erste (höchstgraduierte) Schüler den Trainer / Meister an. Ist der erste Schüler (ebenfalls) ein Schwarzgurt, wird er noch vom zweiten Schüler angegrüßt, als Dank dafür, dass er den Meister begrüßt hat.
- Während des Trainings sind alle Schüler ruhig und sprechen nur nach Aufforderung. Dazu gehört auch Petzen oder das “Verbessern” anderer Schüler. Dafür sind die Trainer zuständig. Für Bohmte gilt: Wer das Training stört bekommt eine Verwarnung, spätestens nach der dritten Verwarnung ist für diesen Schüler das Training an dem entsprechenden Tag beendet und er muss sich an den Rand setzen, ohne weiterhin die anderen Schüler zu stören.
- Sofern nicht explizit gestattet, wird während des Trainings nicht getrunken. In Bohmte gibt es in der Regel nach dem Aufwärmen eine kurze Trinkpause, in anderen Schulen / Vereinen kann es aber durchaus sein, dass keine Trinkpause gestattet ist.
- Während des Trainings sollte niemand auf die Toilette gehen müssen, dies sollte vor dem Training erledigt oder bis zum Ende ausgehalten werden.
- Andere Schüler werden nicht geärgert oder gar geschlagen oder getreten. Auch hier gilt die Regel mit den Verwarnungen.
- Generell werden alle Schüler und Trainingsteilnehmer geachtet, und allen wir der gleiche Respekt entgegengebracht. Insbesondere sind aber höhergraduierte Schüler zu respektieren.
- Wenn einem fortgeschrittenen Schüler übertragen wird, eine Gruppe zu leiten, haben alle Schüler der Gruppe auf den Leiter zu hören. Es gibt kein Gemurre darüber, dies wäre respektlos. Den Anweisungen des jeweiligen Gruppenleiters ist immer Folge zu leisten.
- Bei Partnerübungen gibt es ebenfalls kein Gemurre über den Partner.
- Bei Beginn und Ende von Partnerübungen wird sich vor dem Partner verbeugt, mehr dazu später. Bei Partnerübungen wird mit dem Partner trainiert und nicht gegen ihn. Das gleiche gilt auch für Kampftraining.
- Kommandos werden in der Regel auf koreanisch gegeben, hierzu gehören das Zählen, die Techniken oder Kommandos zum Grüßen o.ä..
Mit dem Verbeugen bei Betreten und Verlassen des Trainingsraumes signalisiert man, dass man seine Alltagssorgen nicht mit ins Training nimmt und sich voll auf das Training konzentriert. Außerdem gilt die Verbeugung auch als Dank an den Trainingsraum, dass man in ihm trainieren darf. Die Verbeugung in Richtung des Meisters / Trainers am Beginn und Ende des Trainings dient dazu, dem Trainer Respekt zu zeigen und ihm dafür zu danken, dass er einen trainiert. Das Verbeugen am Beginn und Ende von Partnerübungen signalisiert zusätzlich, dass man sich voll auf die Partnerübung konzentriert, seinen Partner respektiert und dass man ihn nicht verletzen wird.
Die obigen Regeln zur Dojang-Etikette sind Grundvoraussetzung, sie sollten möglichst schon zur ersten Prüfung alle beherrscht werden. Für die weiteren Prüfungen kommen dann weitere Punkte hinzu. Für jede Prüfung müssen die Bedeutungen aller Formen (Tul) bis einschließlich der Prüfungsform beherrscht werden sowie die Anzahl der Bewegungen der einzelnen Tul. Die Tul sind in der Regel nach Personen oder Gruppen aus der koreanischen Geschichte oder Mythologie benannt. Der maßgebliche Entwickler des Taekwon-Do war der koreanische General Choi Hong-hi. Er entwickelte die Kampfkunst für das koreanische Militär zwischen 1945 und 1955, vor allem aus dem Shotokan-Karate. Da Korea im Jahre 1955 bereits geteilt war, wird heute gesagt, Taekwon-Do sei in Südkorea entstanden. Im Taekwon-Do gibt es ein Graudierungssystem aus zehn Schülergraden und neun (in anderen Verbänden zehn) Meistergraden. Es gibt neun Meistergrade, weil im Koreanischen das Schriftzeichen für König auch das Schriftzeichen für die Zahl Drei ist. Drei mal Drei ist Neun und damit ist Neun entsprechend das “Königliche des Königlichen”. Zehn Schülergrade gibt es, weil zehn die kleinste zweistellige Zahl ist. Die Bedeutungen der Gürtelfarben (ohne Zwischengürtel) ist:
- Weiß (10. Kup): Der weiße Gürtel symbolisiert die Reinheit sowie ein unbeschriebenes Blatt, wie ein Schüler der noch keine Kenntnisse erlangt hat.
- Gelb (8. Kup): Der gelbe Gürtel symbolisiert ein Samenkorn, das in die Erde gesät wird.
- Grün (6. Kup): Der grüne Gürtel symbolisiert den ersten Sprössling aus dem Samenkorn mit ersten grünen Blättern.
- Blau (4. Kup): Die Pflanze wächst langsam dem blauen Himmel entgegen, die Farbe des Gürtels wird immer dunkler.
- Braun (2. Kup): Die Pflanze hat einen gefestigten braunen Stamm, dies symbolisiert, dass sich die Kenntnisse und die Persönlichkeit des Schülers gefestigt haben. In manchen Vereinen tragen Schüler dieses Ranges einen roten Gürtel, was symbolisieren soll “Achtung, dieser Schüler wird bald Meister”.
- Schwarz (Dan): Schwarz ist die Mischung aller Farben. Außerdem symbolisiert es ein beschriebenes Blatt oder Buch und ist das Gegenteil von Weiß. Unter den Dan-Graden gibt es noch die Abstufung Meister(schüler) (erster bis dritter Dan), Großmeister oder Lehrer (vierter bis sechster Dan) und Philosophischer Meister (siebter bis neunter Dan), wobei die Bedeutung zwischen verschiedenen Verbänden variieren kann.
Fortgeschrittene Schüler trainieren in der Selbstverteidigung mit Trainingsmessern und Stöcken. Sie sollten wissen, welche Angriffe es (bei uns) gibt und wie sie sich gegen diese Angriffe verteidigen. Außerdem müssen fortgeschrittene Schüler den Notwehrparagraphen kennen (vgl. § 227 Absatz 2 BGB, § 32 Absatz 2 StGB § 15 Absatz 2 OWiG), als Quelle sei hier auf den entsprechenden Wikipedia-Artikel zur Notwehr verwiesen. Später müssen auch die Wettkampfregeln (IBF-Semikontakt, siehe unten) bekannt sein und zur Prüfung zum zweiten Kup (Braungurt) muss eine Kampfrichterlizenz vorhanden sein.
Wettkampfregeln
Diese Wettkampfregeln sind nicht vollständig und nur eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Regeln der IBF für Semikontakt-Kämpfe. Das vollständige Regelwerk kann hier eingesehen und heruntergeladen werden.
- Die Wettkampffläche beträgt 8×8 m².
- Die Wettkampfzeit in beträgt zwei Minuten, in Endkämpfen (Finale und Kleines Finale) drei Minuten reine Wettkampfzeit.
- Das Kampfgericht besteht aus zwei Personen, einen Zeitnehmer und einem Punktrichter.
- An jeder Kampffläche gibt es einen Kampfleiter und zwei bzw. vier Eckrichter, sodass immer eine ungerade Zahl an Kampfrichtern an jeder Fläche ist.
- Entscheidungen der Kampfrichter werden im Mehrheitsprinzip getroffen.
- Die vorgeschriebene Schutzausrüstung besteht aus einem Fußschutz mit geschlossenen Hacken, 10 oz Boxhandschuhen (geschlossen) mit angenähtem Daumen und vorgegebener Krümmung, sowie einem Tiefschutz. Weiterhin erlaubt sind weiche Schienbeinschoner, Kopf- und Zahnschutz. Fehlerhafte, unzulässige oder unvollständige Schutzausrüstung führt zur Disqualifikation
- Die Zehnägel sind kurz zu halten. Harte Materialien an Boxhandschuhen (bspw. Schnüre) oder harter Kopfschmuck (Haarklammern oder Haarbänder mit Metallverschlüssen) sind ebenfalls verboten und führen zur Disqualifikation.
- Gekämpft wird im Punkt-Stopp-Modus, das heißt, nach jedem (vermeintlichen) Punkt wird der Kampf allein vom Kampfleiter unterbrochen und es erfolgt eine Wertung. Die Eckrichter zeigen durch Klatschen mit Kellen an, wenn sie etwas gesehen haben und geben deutliche Handzeichen über die Punkte die sie für die rote bzw. weiße Partei vergeben.
- Den Kommandos des Kampfleiters ist Folge zu leisten, insbesondere dem Stopp-Kommando.
- Die Trefferfläche ist der Oberkörper oberhalb des Gürtels bis zur Seitlinie sowie das Gesicht (seitlich bis zu den Ohren sowie die Stirn). Arme und Hals gehören nicht zur Trefferfläche, ebenso wenig wie Rücken, Hinterkopf und alles unterhalb der Gürtellinie.
- Einen Punkt gibt es für Schläge zu den Trefferflächen sowie Tritte zum Oberkörper.
- Zwei Punkte gibt es für einen Tritt zum Kopf (Gesicht) und einen gesprungenen Tritt zu Körper.
- Drei Punkte gibt es einen gesprungenen Tritt zum Kopf.
- Einen Minuspunkt gibt es für Treffer unterhalb der Gürtellinie, zum Rücken und zum Hinterkopf sowie Nachschlagen nach dem Stopp-Kommando, Angreifen eines am Boden liegenden Kämpfers oder Sprechen auf der Kampffläche.
- Zwei Minuspunkte gibt es beispielsweise für Nachschlagen nach dem Stopp-Kommando mit einer Technik, die alleine ebenfalls einen Minuspunkt gegeben hätte.
- Eine Verwarnung gibt es für einen Angriff ohne Treffer zu den Zonen, die bei einem Treffer einen Minuspunkt geben würden. Außerdem werden das Verlassen der Kampffläche, Wegdrehen oder Kampfflucht / Passivität mit einer Verwarnung geahndet, ebenso wie (zu) harter Kontakt. Als zulässiger Kontakt gilt alles, was maximal eine leichte Hautrötung hinterlässt.
- Wird das gleiche Vergehen ein zweites Mal verwarnt, wird die Verwarnung ebenfalls in einen Minuspunkt umgewandelt.
- Die Dritte Verwarnung hat ebenfalls einen Minuspunkt zur Folge. Sobald aus einer Verwarnung ein Minuspunkt wurde, gibt es keine weiteren Verwarnungen.
- Einen Kampf gewinnt, wer nach der Kampfzeit unter Berücksichtigung der Minuspunkte mehr Punkte hat, Verwarnungen werden hier nicht berücksichtigt.
- Ein Kampf wird verloren, wenn ein Kämpfer drei Minuspunkte hat. Er wird dann disqualifiziert.
- Als ein Sieg durch technischen K.O. gilt, wenn ein Kämpfer fünf Plus-Punkte mehr hat als sein Gegner (ohne Berücksichtigung der Minuspunkte), er gilt dann als technisch überlegen und gewinnt den Kampf.
- Verlust der Selbstkontrolle führt zur Disqualifikation.
- Es wird im Doppel-KO-Modus gekämpft. Verliert ein Kämpfer in der Hauptrunde (an deren Ende das Finale steht), kommt er in die Trostrunde und hat noch immer die Chance auf den dritten Platz. Erst nach der zweiten Niederlage ist man endgültig ausgeschieden.